Ort: Schwerin Deutschland
Bauherrschaft: Stadt Schwerin
Wettbewerb 2025
Stralsund mit dem Ozeaneum oder Rostock mit dem archäologischen Landesmuseum: die Hansestädte haben für ihre Museumsbauten prägnante Standorte am Hafen gewählt. Die Entscheidung für einen Museumsneubau am Schlachtermarkt in Schwerin bietet die Chance, diesen abseits der Touristenströme gelegenen und dennoch zentralen Stadtraum besser ins städtebauliche Geflecht einzubinden. Der Baukörper des Museumsneubaus vermittelt seine Bedeutung durch seine prägnante Silhouette aus gebogenen Backsteinwänden über den Platzraum des Schlachtermarkts hinaus in die Stadt und reiht sich in die Skyline der Wahrzeichen Schwerins ein.
Die Verbindung mit dem bestehenden denkmalgeschützten Gebäude erfolgt behutsam und respektvoll. Das Gebäude tritt als markanter Solitär hervor und ist durch seine Form unverwechselbar. Der Turm aus recycelten Backsteinen fügt der von den gotischen Kirchen Schwerins gebildeten Stadtsilhouette einen neuen Hochpunkt hinzu. Der südliche Flügel wird, den Bestand fortschreibend, aufgestockt. Neubau und Bestand stehen frei nebeneinander. Zum Schlachtermarkt entsteht so eine klare Dominante, die über die Materialität die Verwandtschaft zu den Kirchen und qualitätvollen Gebäuden des frühen 20. Jahrhunderts sucht. Die Schwere der klassischen Mauerwerkstektonik wird durch den leichten Schwung der Fassade aufgelöst. Mit den Bogenstellungen im Erdgeschoss öffnet sich das Gebäude zum Stadtraum und erinnert an das benachbarte Rathaus. Die Fenster stellen Bezüge zu den Figurennischen der Gotik her. Vitrinenfenster mit vergrößerten Repliken von Ausstellungsstücken geben von außen einen ersten Einblick auf die Sammlung. Große Ausblickfenster beziehen markante Stadtansichten in die Ausstellung ein. Die Oberlichter im Treppenraum spiegeln die umlaufende Erschließung auf der Fassade wider. Im Zusammenspiel der Öffnungen ergibt sich eine fein abgestimmte Komposition.
Der Besuch der Ausstellung beginnt mit dem Aufstieg im gläsernen Aufzug ins oberste Geschoss, wo der Rundgang mit einem Ausblick über die Stadt und der Sonderausstellung beginnt. Sich abwärts schraubend bewegt man sich durch den Turm und die Seitenflügel des Bestands entlang der Stationen der Ausstellung. Die Höhenunterschiede zwischen Neubau und Bestand werden barrierefrei mit dem zentralen Aufzug überbrückt. Ausblicksfenster und Stadtvitrinen bieten dabei immer wieder Ausblicke auf die Stadt. Der Neubau bietet auf allen Etagen großzügige, frei nutzbare Räume mit kontrollierten Lichtverhältnissen, die durch die heterogenen Räume des Bestands bereichert werden.
Partnerbüro Atelier Sunder-Plassmann
Team: Luisa Behrendt, Bianca Heinze, Thomas Kupke, Paul Lambeck
Tragwerksplanung: knippershelbig GmbH
TGA: Julius Berger Intern